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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Der schweizerische Salon um 1876
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Das Dresdener Kunstgewerbemuseum
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0063

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Der Schweizerische Salon von 1876. — Das Dresdener Kunstgewerbemnseum.

118

>17

^Malt ist das Porträt „eincs Juvalidcn ans dem erstcn
aiserreich." Dic Bravour, mit dcr diescs abschreckcnd
^slliche, r'on Runzcln durchfurchte Gesicht auf die Lein-
gewors^ jst bewunderungswürdig. Auch „die schone
Aänderin" ist ein Typus von prägnant ausgcsprochcncni
^ i-arakter. Courbet ist in dcr Politik wie in der Kunst
^ Fariatiker, der scinc Gedanken bis zu den äußersten
. onsequenzen verfvlgt. Das führt ihn leicht auf Jrr-
^3e, die gewöhnlichc 5iünstlernalurcn nicht in Gefahr
^niiien zu betrcten, denn sie schlendcrn ruhig weiter
^s beni abgctretcnen Pfade der Mittelmäßigkeit.

- Die Landschaft war wie gcwöhnlich zahlreich vertreten.

Alpcnlandschaft jedoch, in derDidayundCalame so
,^°ßes leisteten, scheint sich selbst überlebt zu haben und
der Erschöpfung nahe. Unserc jüngercn Kräfte ver-
»^i allniählich die unwirthlichen, schneeigen Höhen und
^Ndern thalcinwärts, an ruhigeren Linien sich labcnd.
i»,^ ihre Blotive um Paris odcr, wie Fröhlichcr
' ^täbli, in der Umgebuug von München; sic gehen
^ - ^talien wie Stücke'lbcrg, Arthur Calame und
^'^'s'ettini oder gar nach Egypten wie Veillon. Sclbst
^vn, der seinem gelicbten Genfersee darum nicht
. "i mird, überrascht uns mit venezianischen Land-
Uten. Die Reaklion war vorauszusehen, und man kaun
^ Landschaftern nur Glück wünschen, daß sie andere
jei,^ "'"sch^agen und ablassen von Zickcn und Zacken,
lan" Bergstürzen, tobenden Kaskaden und schar-
stvthem Alpenglühen.

„ . ^chließlich werde noch der Thierstücke von Girardet
Le<, °,H"gedacht. Girardct^) hattceinBild von großer
^ ^'sfülle und südlicher Glnth ausgestellt: „Pflügende
^rde ' marokkanischer Landschaft." Das aufgerisscne
^>n ^öeu ^ naturwahr wiedergegeben wie auf

Eolt^^rn^ Bilde der Rosa Bonheur ini Luxembourg.
be„ ^ ^tinälde zeichncn sich durch Harmonie der Far-
sein'^H'Eche Lichteffekte und treffliche Perspcktive aus; auch
zur ^'^öegnung" brachte diese glänzendcn Eigenschaften
Ans» "^"3- Es ist erfrculich, daß er rcgelmäßig unsere
beschickt, und es wäre gut, wenn Mäuncr wie
fvln., und Anker wenigstens zuweilen seinemBeispiele
dürften es sckwn aus Patriotismus thun!
gleicl, ^ ^unstentwickelung in der Schweiz nur cntfernt
allx„ . ^chntt haltcn mit dem Auslande, so thun vor
^fiie ,'"3dn gediegene Borbilder noth. Wer wird aber
>°t'gen, wcnn nicht nnscre eigencn Künstler?

' "rich' d. 12. Oktober 1876. Carl Brun.

Ä

as Dres-ener Mrnstgewerbemuleum.

Äewvg ^uch in Sachsen zieht die kunstgewcrbliche
schvn ^ Zeit immer größere Kreise. Wie Leipzig
^ uiehr als zwei Jahren, so hat auch

R der Sohn von Paul Girardet.

Dresden jetzt sein Kunstgewerbcmnseum. An letzte-
rem Orte hat die k. Staatsregieruug die Angelegen-
heit in die Hand nchmen müssen, nachdcm daselbst seit
Jahren bercits für Einrichtung eincs mit Lehrinstitut
verbundenen Museums agitirt, und von Privaten ver-
gcblich vcrsucht worden war, ein derartiges Jnstitut zu
gründcn. Bezüglich der Schulc lehute man sich an
bcreits Bcstchendes an, indcm man die früher mit der
polytechnischen Schnle verbundcn gcwesene Abtheilung
für Modelliren, Ornament- und Musterzeichnen in
eiuc Kuustgewerbeschule umwandelte. Das Musenm
mußte ncu geschaffen werden. Als Direktor dieser ver-
cinigten Zustitute wurde der Architckt Graff aus Wien
bcrufen, welcher mit Eifer und Umsicht dcr Organisation
dcr Schule ebenso wie der Anlage und Einrichtung des
Museums sich hingab. Jhm zur Seite, als Knstos der
Sammlung, steht der als Kunstschriftsteller bekamrte, bis-
her am gcrmanischen Museum in Nürnberg thätige I)r.
A. v. Eye. Dcn beiden Jnstituten wurde das frühere
Gebäude des Polytechnikums am Antonsplatz cingeräumt.
Jn den letzten Wochen hat die Eröffnung des Mnseums
stattgefunden. Zm VerhLltniß zu der kurzen Zeit des
Sammelns, wie zu den bis jetzt verwendeten Mitteln,
ist bereits cin werthvollcs Studiemnaterial zusammen-
gebracht und zweckeutsprechend aufgcstellt worden. Bei
Auswahl der Gegenstäude und Bevorzugung der Stil-
formen älterer Kunst war die uumittelbare Brauchbar-
keit im modernen Kunstgewerbe maßgebcnd, wobei zu-
gleich die kuustgewerbliche Thätigkeit Sachsens in erstcr
Rcihe berücksichtigt wurde. Aus letzterem Grnnde hat
man zunächst ein Hauptaugenmerk auf die textile Kunst
gerichtet. Gegen vier Näume sind mil Posamentir-
arbeiten, schöncn, zur Nachahmung anregenden Stoff-
mustern und durch Ornamentik wie Technik intercssantcn
Nadel- und Spitzenarbeiten angefüllt. Hieran reihen
sich Räume mit Lackprobcn, Glassachen und Arbeiten
in unedlen Metallen und zusammcrigesetzten Mctallcn
wie Bronze u. s. w., sodaun für Goldschmiedearbeiten,
für keramische Erzeugnisse, wobei man jedoch von der
Aufstellung von Porzellanen absah, da hierfür in der
k. Gefäßsannnlung bereils eine ausrcichende Studienquelle
vorhanden ist. Wciter finden sich Buchbinderarbeiten,
Schnitzereien, Möbel u. dergl. Alle diese Gegenstände,
ca. 3700, welche theils frühcren Epochen, theils der
Neuzeit angehören und in Originalen oder vorzüglichen
Kopien vorhanden sind, füllen bis jetzt acht Räume im
Erdgeschoß des obengenannten Gebäudes. Weitaus die
Mehrzahl der Gegenstände ist Eigcnthum des Museums;
ein kleiner Theil ist demselben von hiesigen Sammlern
leihweise überlassen, darunter Verschiedenes, was bereits
die im vorigen Jahre im hicsigen Kurländer Palais ab-
gehaltene Ausstellung alter kunstgewerblicher Arbeiten
schmückte. Selbstverständlich ist auch auf eine Bibliothek
 
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